sira wurde 2012 von Christina Ramgraber und David Siekaczek (beide im Bild) in München gegründet. Inzwischen gibt es zwei Gesellschaften: die sira Projekte GmbH übernimmt den Aufbau der Mini-Kitas für die Kooperationspartner, die sira Kinderbetreuung gemeinnützige GmbH verantwortet den laufenden Betrieb. Mitgründerin Christina Ramgraber erzählt im Interview, was sira besonders macht.

Christina, was ist euer Anliegen mit sira?

Unser Ziel ist es, dass alle Kinder einen Betreuungsplatz kriegen, der möglichst genau ihrem Bedarf und dem ihrer Familie entspricht. Momentan gehen Eltern bei der Kinderbetreuung tausend Kompromisse ein, oder zahlen wahnsinnig viel Geld. Eltern, die rasch wieder arbeiten möchten, scheitern oft monatelang an der Suche nach einem bedarfsgerechten Betreuungsplatz. Das ist ärgerlich für die Eltern und für Ihre Arbeitgeber.

Das Problem besteht seit Jahren. Wieso ist es so schwer, das in den Griff zu bekommen?

Die meisten Kitas in Deutschland kommen von den großen Trägern und bieten große Lösungen für 100 Kinder oder mehr. Sie brauchen viel Fläche, oft werden eigens Immobilien gebaut. So eine Kita einzurichten ist für kleinere und mittlere Unternehmen keine Option, und auch für die Kommunen ist es jedesmal eine große Hürde. Was macht denn eine Kommune, die eine Kita mit 100 Plätzen hat, aber Nachfrage für 130 Kinder? Sie kann nicht einfach eine zweite große Einrichtung für weitere 100 Kinder bauen. Die Einrichtung neuer Kitas muss schneller, flexibler und dezentraler werden.

Und mit sira schafft ihr das?

Genau. Unsere Mini-Kitas sind immer eingruppig mit maximal 12 Kindern. Wir nutzen Bestandsimmobilien mit einer Fläche von 100 bis maximal 150 Quadratmeter, oft direkt an den Standorten der Unternehmen, mit denen wir kooperieren. Einige unserer Einrichtungen sind aber auch von der Kommune beauftragt. Die Betreuuungsqualität steht für uns an erster Stelle, deswegen sind in unseren Einrichtungen besonders viele pädagogische Fachkräfte tätig.

Ist das für Eltern finanzierbar?

Die Eltern zahlen bei uns genau so viel wie in einer städtischen Kita. Bei Standorten mit Kooperationspartnern beteiligen sich die Arbeitgeber zusätzlich an der Finanzierung, denn sie profitieren enorm von dem Modell. Das Schöne daran ist, dass meist die Geschäftsführer*innen selbst am Planungsprozess beteiligt sind – so entsteht gegenseitiges Verständnis zwischen Kita und Unternehmen, wo sonst oft Schuldzuweisungen herrschen.

Wieso wird euer Angebot in Zukunft weiter nachgefragt?

Weil wir noch lange nicht bei einer Bedarfsabdeckung sind. Außerdem gehen die Kinderzahlen wieder hoch – im März dieses Jahres gab es so viele Geburten wie seit 50 Jahren nicht mehr. Bedarfsgerechte Kita-Plätze sind für Unternehmen jetzt schon ein Wettbewerbsvorteil, und der wird in Zukunft noch größer. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist es nur logisch, bestehende Flächen anders als bisher zu nutzen anstatt auf grüner Wiese neu zu bauen.

War es eine Herausforderung, Kapital einzusammeln?

Tatsächlich haben viele potentielle Geldgeber erkannt, dass Kinderbetreuung ein guter Markt ist. Wir hatten schon zwei kleine Finanzierungsrunden mit Business Angels hinter uns – aber jetzt haben wir mit BonVenture den ersten institutionellen Investor an Bord, das ist natürlich eine ganz andere Liga. Unsere Herausforderung war es vor allem, den Richtigen zu finden: Wir brauchen Investoren, die unsere Arbeitsweise und unser Geschäftsmodell verstehen, für die der Impact an erster Stelle steht und die uns auch über das Finanzielle hinaus unterstützen. Deswegen haben wir uns für BonVenture entschieden – den Vorreiter des Impact Investing in Deutschland.

Wofür wollt ihr das eingeworbene Kapital einsetzen?

Es geht hauptsächlich um Skalierung, denn nur so können wir unsere Wirkung erhöhen. Bislang haben wir 25 Einrichtungen in Bayern und NRW, außerdem eine in Stuttgart. Für jedes neue Bundesland brauchen wir eine neue Anerkennung als Träger, das ist jedesmal eine Einstiegshürde. Mit der Finanzierung können wir das jetzt besser stemmen. Auf uns warten noch 13 Bundesländer – allein das zeigt unser Wachstumspotential.

In welcher utopischen Zukunft habt ihr all eure Ziele erreicht?

Wenn alle Familien die Betreuungsplätze kriegen, die sie brauchen – und die Arbeitgeber Teil des Modells sind. Außerdem, wenn junge Menschen, die nach ihrem Berufswunsch gefragt werden, antworten: Erzieher oder Erzieherin. Den Beruf attraktiver zu machen, ist nämlich unsere zweite große Baustelle – aber dazu mehr bei anderer Gelegenheit.

Wir sind gespannt, danke Christina für das Gespräch.

Danke ebenso. Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit!